leipzigart KUNSTJOURNAL
TIERE UND PAPIER IN DER GLOBUS GALERIE
Raum und Struktur: Papierskulpturen von Marietta Jeschke. Tiere: Neue Arbeiten auf Papier von Johannes Eckardt und Wieslaw Sawicki
Marietta Jeschke aus Reichenbach im Vogtland spürt im großen Ausstellungssaal der Leipziger GLOBUS GALERIE in abstrakt-dekorativer Qualität den ästhetischen Feinheiten von Struktur, Farbe und zeichnerischem Rhythmus mit intuitiver Sicherheit nach. Mit ihren Papierskulpturen wird ein spannungsvoller Kontrast zu den im gleichen Raum präsentierten Arbeiten von Johannes Eckardt aufgebaut.
In der Tradition einer expressiven Leipziger Malschule produzierte der Leipziger Künstler Johannes Eckardt einen Zyklus farbenfroh-dynamischer Blätter, welche allesamt von Tieren verschiedenster Art bevölkert werden. Der sympatische und energiegeladene Künstler begleitet die Aktivitäten der GLOBUS GALERIE nun schon einige Jahre, von seiner Diplomzeit bis heute, und es fällt nicht schwer, eine kontinuierliche künstlerische Enwicklungslinie nachzuzeichnen, die immer auch bestimmt ist von persönlichen Lebenserfahrungen, Stimmungen und Entdeckungen.
Eckardt bleibt seiner impulsiven, gefühlsbestimmten und direkten Malweise treu, löst sich jedoch in letzter Zeit zusehends von Problemsichten und Schattenseiten. Wir finden jetzt wieder eine fröhlichere Bildwelt, die uns unsere natürliche Umgebung ins Bewußtsein zurückbringt: Flora und Fauna bedecken &endash; in ausgeglichener Souveränität eigenwillig geformt und köstlich zubereitet &endash; die Oberflächen von Papieren und Leinwänden, von Beziehungsnöten, Standortbestimmungen oder bizarren Außenseiterwelten, vom Ausleben innerer Prozesse mit den Mitteln der Kunst ist keine Spur mehr.
Ebenfalls Tiere finden sich auf den Arbeiten von Wieslaw Sawicki aus Warschau, die ihre kräftige Farbigkeit im ebenerdigen Kabinett der Galerie entfalten und einer erfrischenden Neuen Naivität zugeordnet werden können, welcher philosophisch oder technisch konstruierte Bildwelten fremd sind. Zweifellos wird Sawickis eigenartig-persönlicher Blick auf die ihn umgebende oder in seiner Erinnerung auflebende Natur viele Freunde bei seinem Publikum finden.
Nicht zuletzt werden die moderaten Preise für die in griffigen Formaten angebotenen Arbeiten auf Papier zum Erfolg der Ausstellung beitragen, welche noch bis Ende Juli besucht werden kann. Die Adresse: GLOBUS GALERIE, Gohlis-Arkaden, Lützowstraße 11 / Ecke Georg-Schumann-Straße, Leipzig.
(Red.)
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AMAZONEN UND KRIEGER IN DER GLOBUS GALERIE
In der Historienmalerei zahlreicher Kulturen und aller Zeiten werden Schlachten geschlagen, ziehen Helden durch die Bilder und strahlt edle Mimik aus edlen Gesichtern. Vorrangig im 19. Jahrhundert kamen dann noch schwülstige, unerträglich pathetische und nicht selten verfälschende Darstellungen hinzu.
Gunther Bachmann aus Leipzig, geb. 1956 und Studium der Bildhauerei in Dresden, lehnt in seinen Zeichnungen - in der Globus Galerie zu sehen - derartige Geschichtsillustrationen ab. Trotz Titel wie "Toter Krieger", "Krieger zu Pferd" und "Amazone" kultiviert er keine aktionsreiche Wissensvermittlung. Philosophiegesättigte Vergangenheitsanalysen sind ihm ähnlich fremd wie das Bedürfnis, Kriege tiefschürfend in gesellschaftliche Umfelder einzuordnen. Dennoch betont Bachmann seine Hinwendung zu den geistigen Erträgen des Historikers Golo Mann und des Philosophen Jaspers.
Die Bilder werden in hohem Maße von metaphorischen Prinzipien bestimmt. Sie widerspiegeln, gelöst von exakten Geschichtsdaten, des Künstlers Vorstellungen von Kraft und Stärke. Das Positive, glaubt Bachmann, hat seinen Ursprung in individueller Freiheit, die durch Kampf und Wagnis angemessen ausgefüllt werden sollte. Er spricht von seiner Identifikation mit dem "wahren Menschen" und von einem "abgesunkenen, schwachen Zeitalter". Einer "profanen und unheroischen Alltagswelt" will er etwas "Größeres und Elementares" gegenüberstellen. Wen diese markigen Gedankenketten etwas anöden, kann sich zumindest an der zeichnerischen Qualität der Blätter erfreuen. Denn Bachmann versteht es, Pferde und Krieger im Clinch oder beim letzten Heldenblick mit sicher gesetzten Strichen wirkungsvoll zu formen.
Weniger kämpferisch in ihren Bildern gebärden sich zwei andere Künstler, deren Arbeiten gleichfalls in der Ausstellung vorgestellt werden. Petra Kasten zeichnet, radiert und druckt Dackel und Hasen. Außerdem noch Messer, Köpfe, Stiefel und ein Waldstück. Sie entwirft pflanzliche Muster, ironisiert versteinerte Gewohnheiten und ordnet sich mit ihren Werken zwischen Pop-Art und heiterer Folklore ein.
Wilhelm Beuermann dringt in metaphysische Bereiche vor. Leere Strände mit merkwürdiger Architektur lassen keine entspannten Urlaubsträume zu und verweisen auf unberechenbare Vorgänge hinter den Fassaden.
Jürgen Henne
GLOBUS GALERIE, Lützowstraße 11, bis 13. November 1998