leipzigart KUNSTJOURNAL
IMPRESSIONEN ZWISCHEN NIZZA UND TÄUBCHENWEG - Malerei und Graphik von Eberhard Klauss im Kunstkaufhaus Rosenowstraße
An der rechten Galeriewand hängen Bilder, in denen Häuser die inhaltliche Hauptrolle übernommen haben. Die linke Wand wird gleichfalls von Häusern belegt. Blicke nach hinten, Blicke nach vorn erfassen sofort, jetzt wird es spannend, natürlich auch Häuser.
Eberhard Klauss, geboren in Leipzig und bis 1990 Fachbereichsleiter am hiesigen Zentralhaus für Kulturarbeit, malt sich durch die Architektur der unterschiedlichsten Kulturregionen. Er flaniert durch das toskanische San Gimignano und das südfranzösische Nizza, er besucht ostfriesische Inseln und die Hamburger Speicherstadt. Motive von Ostplatz, Täubchenweg und Kochstraße bekunden seine heimatliche Bodenständigkeit.
Doch beschränkt sich Klauss nicht auf eine Wiedergabe topographischer Standorte. Häuserzeilen, Straßenfluchten, alte Fabriken und Plätze können von Stimmungslagen eines Künstlers künden, die bei Eberhard Klauss weitgehend im mißlaunigen Bereich angesiedelt sind. Er vermeidet detaillierte Feinheiten, türmt Farbberge übereinander, verschachtelt Häuser an Abhängen und gibt Wohnstätten und industriellen Anlagen eine feste, stabile Kontur.
Das Qualitätsspektrum in dieser Kunst ist breit gefächert. Selbst innerhalb eines Bildes sind klaffende Unterschiede sichtbar. So gelingt es ihm, Formen der unterschiedlichsten geometrischen Umrisse mit höchster Ausgewogenheit auf der Fläche zu verteilen. Durchdringungen, Überschneidungen und Gewichtsverteilungen ergeben dann Kompositionen von meisterliche Maßen. Eine "Dorfstraße in Courry" und ein Bild "o.T." erinnern an diese Fähigkeit. Doch die Bearbeitung der einzelnen, unabhängigen Teile und Ausschnitte vermittelt dann aber nicht selten den Eindruck, als wäre Restfarbe versehentlich auseinandergelaufen. Bilder wie "Karlsplatz" und "Ostplatz" wirken dann wie unansehnliche, in die Ecke gestellte Fragmente. Andere Arbeiten würden vielleicht als Farbübungen in einem mittelmäßigen Laienzirkel durchgehen. ("Parkweg", "Garagen")
Sicherlich ist nicht die glücklichste Auswahl getroffen worden. Eine Reduzierung wäre sinnvoll gewesen. Denn die Bilder bedrängen sich ohnehin durch zu eng bemessene Wirkungskreise.
Jürgen Henne
Kunstkaufhaus Rosenowstraße, Rosenowstraße 22, bis 30. Juni, Mo-Fr 14-19 Uhr Sa 10-14 Uhr