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BEMALTE KÄSEGLOCKEN UND KLAMAUK IN ZEITLUPE - Malerei, Grafik und Keramik von Frieder Heinze im DORINT Hotel

Wo begegnet der heilige Sebastian dem beißbereiten General aller Piranhas ? Wo hampeln Nasentiere mit Trichterohren, glotzäugige Weichköpfe, Tannenbäume und Schwertfische durch das Format? Natürlich in den Bildern von Frieder Heinze. Das DORINT Hotel zeigte bis zum 27. Juni Malerei, Grafik und Keramik von Heinze, der 1950 in Leipzig geboren wurde, Meisterschüler bei Tübke und Heisig war und jetzt in Börtewitz lebt.

Er bemalt Leinen, Filz und Seide, lithographiert und beschenkt Teeschalen, Unterteller und Käseglocken mit dem angemessenen Dekor. Seine Bildtitel quälen nicht durch dichterisch-philosophische Ansprüche, sondern heißen schlicht und prägnant "Stopp", "Nebel", "Mutter" und "Geschoß".

Heinze verteilt seine obskuren Mischwesen und magischen Apparate, die Karos und ovalen Formen mit einem vollendeten Sinn für geschlossene und ausgewogene Kompositionen. Beliebigkeit und Zufall in den Bildern, die man anfänglich vermuten könnte, entwickeln sich nach wenigen Blicken zu einem disziplinierten, streng gebauten Gerüst. Keines der unzähligen Details wirkt als überflüssige Füllmasse. Alle Verrenkungen und Verbiegungen der Gestalten, die Unterschiede geometrischer Formen und gegensätzlicher Richtungen ordnen sich zu Kunstwerken von edelster Beschaffenheit.

Das Gefühl, lustigen Bildchen und heiteren Geschichten gegenüberzustehen, wird bald durch ernste Beklemmungen verdrängt. Denn alle Handlungsträger in diesen Bildern befinden sich trotz Narretei und Klamauk in einem merkwürdigen Zustand von Apathie und Starrheit. Die erdrückende Enge, denen alle Dinge ausgesetzt sind, verhindert nicht eine unerquickliche Beziehungslosigkeit untereinander. Ohne Plan und sichtbaren Zweck dürften diese Abläufe bis in die Unendlichkeit weitergeführt werden.

Heinze wählt Zeichen, die dem Vokabular geheimer Bünde entnommen sein könnten und setzt sie neben Bildmotive mit Gegenwartsbezügen und skurrilen Utopien. Auffällig ist die wiederholte Darstellung von Figuren, die in ungeräumigen Behältern ihr Dasein fristen. Doch anders als der griechische Philosoph Diogenes, dem seine Askese freiwillig in die Tonne trieb, scheinen hier Vorgänge von höchster Bedrohung zu dominieren. Diese Kunst hat auch in Leipzig Plagiatoren und Meister der Abkupferung gefunden. Doch so gut wie Frieder Heinze kann es doch keiner.

Jürgen Henne

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