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STAATLICHE KUNSTSAMMLUNGEN DRESDEN / Galerie Neue Meister

Die Brücke in Dresden. 1905-1911

20. Oktober 2001 bis 6. Januar 2002, Dresdner Schloss, Schlossplatz

1905 gründeten Erich Heckel, Ernst Ludwig Kirchner, Karl Schmidt-Rottluff und Fritz Bleyl in Dresden die Künstlergemeinschaft BRÜCKE. Dresden wurde damit zur Geburtsstätte des deutschen Expressionismus - einer Bewegung, die für die Kunst des gesamten 20. Jahrhunderts stilbildend war und in den großen Museen und Privatsammlungen der ganzen Welt vertreten ist.

Erstmals wird nun am Entstehungsort eine umfassende Auswahl von Werken zu sehen sein, die sich auf die Dresdner Jahre 1905 bis 1911 konzentriert - eine Zeit gemeinsamen Schaffens und Lebens innerhalb der Künstlergemeinschaft, die für die künstlerische und intellektuelle Neuorientierung der BRÜCKE-Mitglieder entscheidend und prägend war. Die Ausstellung zeigt über 300 Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen und Graphiken der BRÜCKE-Gründer sowie der späteren Mitglieder Emil Nolde, Max Pechstein, Cuno Amiet, Otto Mueller u.a.. Die Präsentation in sechs Themenbereichen veranschaulicht den kollektiven Stil der Gruppe, lässt aber auch die individuelle Handschrift jedes einzelnen Künstlers erlebbar werden.

In den Frühen Werken (1905-1907) ist am deutlichsten zu erkennen, inwieweit sich die lebendige und kraftvolle Bildsprache der BRÜCKE aus vorhe,rgehenden Kunstströmungen entwickelt hat. Im wuchtigen Schwarz-Weiß der Holzschnitte sind Anregungen aus der Jugendstil-Graphik zugespitzt. Die leuchtenden Bilder mit ihren reinen, kontrastreich nebeneinandergesetzten Farben sind durch den Neoimpressionismus und die Werke von Edvard Munch und Vincent van Gogh angeregt. Der reife BRÜCKE-Stil um 1910 brachte wenig später einen zunehmend autonomen und großflächigen Einsatz der Farbe hervor.

Tanz, Variete und Zirkus boten den Künstlern eine vielfältige Erlebniswelt abseits akademischer Konvention und bürgerlicher Lebensordnung. Sie interessierten sich für die komplizierten tänzerischen und artistischen Bewegungen und setzten diese in ungewöhnlichen Verkürzungen lebendig ins Bild. Die Wirkung von Farben in der Druckgraphik bot gleichermaßen ein Experimentierfeld wie das schnelle Erfassen in den Zeichnungen.

Ihre Modelle in den Dresdner Jahren waren vorrangig Frauen. In den Akten und erotischen Darstellungen wurden seit 1908 zumeist Freundinnen, aber häufig auch das neunjährige Mädchen Fränzi gezeigt. Den in grober und zügiger Pinselsprache umgesetzten Bildern haftet die Ursprünglichkeit und Unmittelbarkeit an, die für die jungen Künstler programmatisch war.

Die Atelierszenen geben Einblick in das Ambiente, in dem Kunst und Alltag im Sinne eines alternativen Lebensentwurfs verschmelzen. Vor dem Hintergrund der eigenhändig hergestellten Einrichtungsgegenstände zeigen die Bilder Figuren in natürlicher Bewegtheit.

Ab 1909 bestimmte das Motiv der Badenden die künstlerische Produktion der BRÜCKE. Hier wurde das Leben in Harmonie mit der Natur zum Thema, das die Künstler vor allem an den Moritzburger Teichen und an der Ostsee gesucht haben. Formal beeinflusste sie dabei auch die Kunst der Südsee, was sich etwa in den maskenhaft reduziert dargestellten Gesichtern zeigt.

Landschaft und Stadt wurden nicht als Ideallandschaften und selten in repräsentativen Stadtansichten gezeigt. Stattdessen findet man Naturausschnitte, Hinterhöfe und Eisenbahngelände. Mit ihren kontrastreichen Farben und expressiven Perspektiven sind diese einfachen Motive jedoch ein besonderes Seherlebnis für den Betrachter.

Dienstag bis Sonntag 10 bis 18 Uhr, Montag geschlossen, Donnerstag und Freitag 10 bis 20 Uhr

 

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