leipzigart  KUNSTJOURNAL



6. Mai – 22. August 2004
Sonderausstellung
"Autumn Flowers – Die Welt des Nô-Kostüms"
Ausstellung des Yamaguchi Nô-Costume Research Center/Japan,
in Anwesenheit von Akira Yamaguchi

(Eintritt 4,00/2,00 Euro)

Text von Homepage übernommen: http://www.meiningermuseen.de/kalender.html

Will man in Japan seine Bewunderung für ein besonders luxuriöses Gewand zum Ausdruck bringen, benutzt man die Formulierung "Kostbar wie ein Nô-Kostüm". Deren Pracht geht auf die Tradition zurück, nach der Shôgune und Adlige das Nô-Spiel nicht nur ideell unterstützten. Nach einer besonders wohlwollend aufgenommenen Vorstellung pflegten die Feudalherren die eigenen kostbaren Gewänder aus Goldbrokat und Seide abzustreifen, um sie den Nô-Spielern zur Verwendung auf der Bühne zu schenken.
Es gibt etwa 20 Typen von Nô-Kostümen - eine vergleichsweise geringe Zahl, bedenkt man die etwa 250 Stücke des Standardrepertoires. Anders als im japanischen Kabuki oder im europäischen Theater werden die Kostüme nicht für eine bestimmte individuelle Rolle angefertigt. Um die verschiedenen Rollen eines Nô-Stückes charakterisieren zu können, werden die wenigen Kostümtypen stets neu kombiniert, auf genau festgelegte Weise drapiert und mit Accessoires versehen.
Das Nô-Theater vereint Elemente des Tanzes, des Dramas, der Musik und der Dichtung auf hohem ästhetischem Niveau. Als professionelle Kunst wird es ausschließlich von Männern ausgeübt. Nô existiert seit dem 14. Jh., erlangte zu Beginn der Muromachi-Zeit (15. Jh.) seine Reifeform, bis es in der Edo-Zeit (1603-1868) als zeremonielle Unterhaltung der Krieger und Feudalherren endgültig seine Position festigte. Die Kostüme trugen wesentlich dazu bei. Noch heute bezaubern die Nô-Kostüme durch die Erlesenheit der Stoffe, die Brillanz und das subtile Zusammenspiel der Farben, die kunstvollen geometrischen, floralen und bildhaften Muster und die Eleganz der Schnitte als Gebilde von majestätischer Würde, die Geist und Seele des Menschen zur Ruhe kommen lassen. Die ihnen innewohnende, eigentümliche Schönheit ist die Essenz einer Jahrhunderte alten Kultur, wie es sie nirgendwo sonst gibt. Die Ausstellung in den Meininger Museen präsentiert über einhundert Objekte aus der Sammlung des Yamaguchi Nô-Costume Research Center in Rikimaru/Japan, darunter viele prachtvolle Kostüme, Haarbänder, Gürtel und Masken, ergänzt durch Fotos und Videos, die einen Einblick in die Kostümherstellung und Aufführungspraxis im modernen Nô-Theater geben.

Akira Yamaguchi, der zur Ausstellungseröffnung zu Gast sein und den aufwendigen Vorgang der Reproduktion von Nô-Kostümen selbst einführen wird, hat sein Leben dieser hohen Kunst gewidmet. Seit über dreißig Jahren erforscht er mit seinen Mitarbeitern die "elegante Schönheit" der Nô-Kostüme, die Techniken und Methoden ihrer Herstellung. Mehr als 700 Kostüme hat er seither reproduziert, wobei er alle Arbeitsschritte, von der Seidenraupenzucht, über die Gewinnung der Farbstoffe bis zum Weben der Stoffe in geradezu meisterlicher Manier nachvollzieht. Für den Besucher kann der visuelle Genuß an diesen Kostümen ein Weg sein, sich dieser so fremdartigen wie feingeistigen Theaterform, die vor einiger Zeit zum Weltkulturerbe erklärt wurde, zu nähern.


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