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KUNSTJOURNAL
"Blaubart" in der Musikalischen Komödie
Manche Männer tragen ihn aus Faulheit. Andere machen ihn zum Kunstwerk. Und viele rasieren ihn einfach ab. Der Bart ist ein Zeichen von Männlichkeit. Aber, wer einen blauen Bart trägt, der kann kein gewöhnlicher Mann sein. Wahrscheinlich mordet Blaubart deshalb in dem Gruselmärchen eine Ehefrau nach der anderen. Doch, dass man selbst diesen Mann zähmen kann, zeigt die Inszenierung von "Blaubart" in der Musikalische Komödie.
Aus dem Schauermärchen hat Jacques Offenbach eine Operette komponiert. In dieser wird die Dramatik des Originaltextes aufgehoben, denn Henri Meilhac und Ludovic Halévy haben das Märchen vom Blaubart umgeschrieben.
In ihrer Version bringt Blaubart die Frauen nicht persönlich um. Er beauftragt seinen Alchimisten, sie zu vergiften. Aber der verschont sie und hält sie stattdessen versteckt. Schon bald heiratet Blaubart seine sechste Frau, Boulette. Obwohl sie ein waschechtes Mannsweib ist, soll auch sie sterben. Blaubart verguckt sich nämlich in die Königstocher. Der Alchimist gehorcht aber nicht und bringt Boulette, wie die anderen Frauen, nicht um. Lieber will er Blaubarts Frauenverschleiß dem König offenbaren. Er führt die sechs Frauen als corpi delicti zum Palast. Doch der König verhält sich spiegelverkehrt zu Blaubart. Er hat nämlich aus purer Eifersucht alle vermeintlichen Liebhaber seiner Frau umbringen lassen. Und ähnlich wie die Frauen Blaubarts, sind auch die noch am Leben. Der bequemste Ausweg aus diesem Schlammassel ist es, die fünf Opfer vom König und die fünf von Blaubart miteinander zu verheiraten. Zur Feier des Tages gehen auch Königstochter und Prinz die Ehe ein. Um das Happy End rund zu machen, heiratet Blaubart die wilde Boulette gleich noch einmal.
Dem Publikum gefällt die Inszenierung. Nur vereinzelt findet man sie zu amerikanisch mit Kaugummikauen, Cowboystiefeln und Bonbonfarben.
Die Bühne ist auf den ersten Blick tatsächlich ein Hingucker. Ganz zeitgemäß hängen links und rechts Leuchtreklamen und der Männerchor reiht sich in hellblauen Ganzkörperanzügen zu einer Kette auf. Beim Auftritt des Damenchors vergisst man jedoch wieder den Eindruck von Modernität. Die Frauen müssen sich in enge rosafarbene Schlaghosen quetschen. Was komisch wirken soll, erweckt eher Mitleid. Besonders peinlich ist dann, wenn der Damenchor zu einem Schäferlied mit Schafspappköpfen erscheint. Dafür ist vor allem Blaubart recht gut mit Wolfgang Ablinger-Sperrhacke besetzt. Allein mit seiner Erscheinung glaubt man ihm die Mordlust. Die Leistung der Sänger und Schauspieler schwankt allerdings. Bei König und Königstochter sind die Charaktere zu Comicfiguren überzeichnet, während Angela Mehling als Königin durch ihre Zurückhaltung überzeugt. Allerdings fragt man sich, warum der Chor als Hofstaat zu weißer Abendgarderobe Karnevalshüte tragen muss. Schließlich findet die Premiere der Musikalischen Komödie nicht in Köln statt.
Doch mit guter Laune verlassen die Zuschauer das Theater. "Blaubart" ist also ein Stück zur Unterhaltung. Wer jedoch das alte Blaubartmärchen schätzt, sollte sich den Besuch in der Musikalischen Komödie noch einmal überlegen. Denn damit hat diese Inszenierung von Ralf Nürnberger wenig zu tun.
Sarah Trilsch, 2007
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