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KUNSTJOURNAL
21.04.2020 - Elend und Depression verhindern
Weiter Kritik an der Künstlerförderung in der Corona-Krise
Die Kritik an der als unzureichend eingeschätzten Förderung von Künstlern in der Corona-Krise reißt nicht ab. Für den früheren Bundesinnenminister Gerhart Baum (FDP) ist sie mangelhaft. Zwei Künstler-Initiativen wandten sich in offenen Brlefen an die Bundesregierung und Länder.
"Eine umfassende Künstlerförderung in der Krise findet nicht statt", sagte Baum, der auch Vorsitzender des Kulturrates in Nordrhein-Westfalen ist. "Das entspricht in keiner Weise der Bedeutung der Kunst in einer freiheitlichen Gesellschaft, gerade jetzt in der Krise." Baum warf Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) vor, nicht auf bundesweite Proteste aus der Künstlerschaft zu reagieren. "Warum unternimmt Frau Grütters nichts, um hier 'nachzujustieren'?", fragte Baum.
"Kunst ist keine Branche wie jede andere. Ihr 'Produkt' ist einzigartig. Sie ist in besonderer Weise durch das Grundgesetz geschützt." Zudem tut die Bundeskulturpolitik aus Sicht Baums nichts, "um die Kunst durch einen temporären Nothilfefonds des Bundes jetzt und im Übergang in normalere Zeiten zu stützen".
Grütters hatte zuletzt angekündigt, die Regierung werde bestehende Hilfsmaßnahmen "beständig überprüfen und gegebenenfalls auch nachjustieren".
Eine Initiative Kulturschaffender in Deutschland veröffentlichte gestern einen offenen Brief an Bund und Länder, in dem auf die "dramatische und existenzbedrohende Situation" hingewiesen wird. In dem Papier, das bisher mehr als 7000 Befürworter unterzeichnet haben, wird unter anderern "ein bundeseinheitliches Vorgehen zur direkten und speziellen Unterstützung" gefordert. Für Solo-Selbständige und freie Kulturschaffende sei eine Soforthilfe zum Ausgleich existenzbedrohender Einbußen notwendig. Ein bundeseinheitliches Programm solle einen monatlichen Bedarf zur Lebenshaltung in Höhe von 1180 Euro sichern.
Mehr als 286.000 Unterzeichner unterstützen inzwischen eine Petition des Sängers David Erler aus Leipzig an Olaf Scholz, welche ebenfalls konstuktive und angepaßte Hilfen für Freiberufler und Künstler während des Corona-Shutdowns einfordert (https://www.openpetition.de/petition/online/hilfen-fuer-freiberufler-und-kuenstler-waehrend-des-corona-shutdowns-2).
Einen weiteren offenen Brief schrieben die Violinistinnen Anne-Sophie Mutter und Lisa Batiashvili, die Dirigenten Christian Thielemann und Thomas Hengelbrock sowie die Sänger René Pape und Matthias Goerne. Sie fragen darin auch im Namen unbekannterer Künstler: "Sind wir nur beliebt, wenn die Zeiten rosig sind?" Sie fordern in dem Schreiben, "Künstlerinnen und Künstler in den Stand zu setzen, die nächsten acht, neun, vielleicht auch zwölf Monate zu überbrücken, ohne in unverschuldetes und unverdientes Elend, in die totale Depression abzugleiten".
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