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KUNSTJOURNAL
"Der Diener zweier Herren" von Carlo Goldoni - präsentiert vom Schauspiel Leipzig im Rahmen des Sommertheaters vor der Kulisse des Göhliser Schlößchens
Eine Inszenierung nicht ganz im Sinne der Commedia dellArte
Die Freude ist groß, endlich mal wieder ein Stück, bei dem man herzlich lachen kann, ohne sich auf den tieferen Sinn einlassen zu müssen - so denkt man zumindest, während man die Zuschauertribüne betritt. So einfach ist es aber dann doch nicht. Bis das erste herzhafte Lachen zu vernehmen ist, vergeht eine halbe Stunde. Man hat das Gefühl, als müßten sich die Schauspieler erst aufwärmen, bevor sie richtig loslegen können, und wirklich, plötzlich ist das Eis gebrochen und der Zuschauer wird für den etwas trockenen Beginn zunächst entschädigt.
Besonders Truffaldino, gespielt von Christoph Hohmann, verzückt mit seinem Charme und einer Mischung aus Scharfsinn und Tölpelhaftigkeit ganz im Sinne der Commedia dellArte.
Bewundernswert ist vor allem sein Körpereinsatz, keine Sekunde kann erstill stehen, immer ist ein Teil vom ihm in Bewegung, und seien es auch nur seine Gedanken, die ständig aus ihm herauspurzeln um sich zu neuen schalkhaften Ideen zusammenzufügen. So ist er denn auch nicht darum verlegen, einen aus Versehen geöffneten Brief mit gekautem Brot wieder zu verschließen oder gar einen Pudding "totzuschlagen", weil er die ihm unbekannte wackelnde Speise für ein lebendiges Wesen hält.
Interessant auch Andreas Rehschuh als Pantalone de Bisognosi: sein zunächst unsympathischer Charakter wandelt sich aufgrund einer unschlagbaren Komik in einen beinahe liebenswerten, der zwar nicht vor Charme sprüht, jedoch das Publikum immer wieder zu "Lachtiraden" anregt.
Die anderen Figuren scheinen in ihrer Verkörperung dagegen etwas blaß, beinahe so, als könnten sie, obwohl gute Ansätze vorhanden sind, neben Truffaldino und seinem Witz nicht wirklich bestehen. Jan Ole Sroka alias Silvio vermag in seiner Rolle als schwächlicher Verlobter nicht ganz zu überzeugen und auch Oliver Wronka als Florindo Aretusi wirkt in seiner Darstellung etwas verhalten.
Anders verhält es sich mit den Frauen. Während Leonie Brandis in der Rolle der Beatrice Rasponi nicht hervorsticht, gelingt ihr das jedoch in der Rolle ihres verstorbenen Bruders Frederigo Rasponi, den sie zwar in sehr dezenter, aber in durchaus männlicher Weise verkörpert.
Besonders entzückend ist Simone Cohn-Vossen in der kleinen Rolle der Zofe Smeraldina. Wenn sie zu singen beginnt, bleibt kein Auge trocken und ihre unerwarteten, aus tiefstem Herzen hervorbrechenden feministischen Ergüsse machen sie zum endgültigen Sympathieträger, dem nur noch Truffaldino gewachsen ist.
Leider ist es Wolfgang Engel nicht gelungen, durchgehend überzeugend zu inszenieren, oftmals wird die Handlung von langweiligen Arrangements überlagert, so als wäre dem Regisseur nichts besseres eingefallen. Auch die Komik läßt öfter zu wünschen übrig bzw. ist gar nicht vorhanden - für eine Komödie dieses Kalibers unendlich schade!
Elisa Giesecke
Weitere Vorstellungen noch bis zum 14. August.
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