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KUNSTJOURNAL
Leipziger Freiheit. Bügermeisterwahl frei von Visionen, Charisma und Kompetenz
06.02.06
Der ehemalige Bürgermeister Wolfgang Tiefensee, Leipzigs bekannstester Amateur-Cellist, Olympia-Fan und Freund der Abrißbirne (Kleine Funkenburg, Henriette-Goldschmidt-Haus etc.) ging als Verkehrsminister nach Berlin und nahm gleich seinen Baubeauftragten "Lücke Sprengtrupp" mit. Spötter sagen, daß Tiefensee nicht einmal das Verkehrs- und Bau-Chaos in Leipzig in den Griff bekommen hat. Inzwischen wissen wir, daß da noch viel mehr Unordnung herrscht in Leipzigs Klüngelwirtschaft. Einige mußten schon gehen, anderes Übel kommt noch zum Vorschein, der Strahlemann zeigt jetzt befreit vom Leipziger Mief in der Bundeshauptstadt seine frisch geputzten Schuhe.
Nun stellten sich neue Kandidaten in jedweder Grauabstufung zur Bürgermeisterwahl und niemand kam. Gerade mal ein Drittel der Wahlberechtigten raffte sich am Sonntag auf, aus der insgesamt vielsagend nichtsagenden Kandidatenreihe keinem die Mehrheit zu verschaffen.
Auf wen sollten die Leipziger auch setzen? Keiner der Angetretenen hatte ein Programm vorgelegt, welches die Bewohner wirklich überzeugen konnte, niemand zeigte Visionen und überzeugend ehrliches Engagement zur Lösung der vielen offenen Fragen, kein charismatischer Blick lockte zur Stimmabgabe.
Noch wenige Wochen zuvor machten sich städtische Beigeordnete und Mitarbeiter städtischer Unternehmen nach Aufdeckung von unmoralischen und selbstherrlichen Untaten recht unbeliebt - die ganze Stadtführung kam in den Verruf, gegen die Bürger inkompetent oder korrupt zu wirtschaften. Abbau von Kultur- und Bildungsförderung und nebulöse Verteilung der geschrumpften Mittel, schlechte Kinder- und Jugendarbeit, Mißachtung von Bürgerprotesten z.B. im Zusammenhang mit dem Abriß der denkmalgeschützten Kleinen Funkenburg, in den Augen der Bewohner sinnlose Großprojekte wie der Citytunnel und vieles mehr ließen das Vertrauen in die Stadtführung und die Abgeordneten der verschiedenen Parteien schwinden. Man hört, es sei ohnehin wurscht, wen man da jetzt wählt, da kann man es auch lassen.
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