leipzigart  KUNSTJOURNAL



globus '06 - 15. Festival für Figuren-, Objekt- und Anderes Theater
Das Jubiläum vom 1. bis zum 27. Oktober 2006

Petterson zeltet
Puppentheater Zwickau gastierte am 19. Oktober zum Festival globus '06

Nachbar Gustavson trampelt über die Bühne auf der Suche nach einer Rohrzange. Doch keiner der kleinen Zuschauer kann ihm weiterhelfen. Also will er Petterson fragen, geht vorbei am Hühnerstall und der selbst gezimmerter Bretterbude. "Der Petterson", berichtet der Nachbar mit leicht Norddeutschem Dialekt, "der ist ein bisschen komisch." Und damit hat er wohl nicht ganz Unrecht, denn so ein ganz normales Leben führt der markante Herr mit dem großen Hut und der kleinen Brille wirklich nicht. Sein bester Freund ist der freche Kater Findus.
Unter der Regie von Jörg Bretschneider hat das Puppentheater Zwickau aus der beliebten Geschichte von Petterson und Findus ein witziges Stück erarbeitet. Vorlage ist das Kinderbuch von Sven Nordqvist von Dagmar Leding und Sven Neumann gewesen.
Auch, wenn man mit den beiden Figuren nicht so vertraut ist, findet man sich durch die lebendige Inszenierung ganz schnell in die Geschichte ein und wird die zwei lustigen Gesellen bald sehr mögen.
Stolz will Petterson endlich einmal seine neue Flitzbogenwurfangel testen und er beschließt einen Ausflug zu machen. Findus packt fröhlich das Zelt zusammen, da eröffnen ihm die wunderbar zänkischen Hühner, dass sie auch mitfahren werden. Diese blöden Hühner können doch ruhig zu Hause bleiben und den kranken Hahn bemuttern. Urkomisch gackern Detlef Plath und Jörg Trautmann, die beiden Puppenspieler, auf putzigem, absolut bühnentauglichem Sächsisch im Hühnerstall und tanzen wild mit den Handpuppen über die Bühne.
Also zelten Petterson und Findus zu Hause, im eigenen Garten, um sich das Eifersüchteleinen zu ersparen. Im Teich hat Petterson einen unglaublich monströsen Hecht an der Angel, der ihn zu verschlingen droht. Das Licht flackert bedrohlich….
Aber es geht noch mal alles gut aus und über dem Lagerfeuer grillen sie kleinere Fische. Jetzt fühlt sich Findus so mutig, da will er auch allein die Nacht im Zelt verbringen. Der Wind beginnt unheimlich zu rauschen und der Mond wirft gruslige Schatten von diesem riesengroßen Hecht an die Zeltwand. Wieder wird mit verschiedenen Lichttechniken gearbeitet, um eine albtraumhafte Atmosphäre zu erzeugen. Schon rennt Findus ängstlich zu Petterson ins Haus. Dann tauschen die beiden Freunde eben ihre Schlafplätze. So ein Abenteuer aber auch!
Charmant wird vor zwei Schaubuden gespielt, die über einen Steg miteinander verbunden sind. Auf der einen Seite wohnen sie Hühner, auf der anderen Petterson. In dem kleinen Häuschen befindet sich eine ganz raffinierte Bühnenmechanik von Matthias Hänsel. So bringt ein verrückter Apparat zur Freude der Zuschauer bunte Glühbirnen zum leuchten.
Bereichert wird das überaus lebendige und kraftvolle Spiel durch zarte Musikeinspielungen, die ebenso Raum für stillere Szenen lassen.
Dennoch überwiegt das kreischende Lachen im Publikum, wenn Findus schließlich auf Pettersons schwebendem Bett herumhüpft oder zum Schluss der Nachbar mit seiner Rohrzange ein rohes Ei in seiner Jacke zermatscht. Ja, die Spieler wurden klug angeleitet, um einen Theatersaal zum toben zu bringen.
Neben der Puppenführung überzeugen sie auch von schauspielerischer Seite. Vielleicht hätte an der ein oder anderen Stelle genau diese Verbindung weiter ausgebaut werden können, so dass auch eine gemeinsame Spielebene von Mensch und Puppe intensiver hätte genutzt werden können.
"Petterson zeltet" ist ein Stück, das man einfach fröhlich verlässt und in Erinnerung an die reizenden Hühner kann man sich ein Grinsen wirklich kaum verkneifen.

Sarah Trilsch, 23.10.2006



Abbildung:
"Pettersson zeltet" /
(Puppentheater Zwickau)

zum Inhaltsverzeichnis