leipzigart  KUNSTJOURNAL



globus '06 - 15. Festival für Figuren-, Objekt- und Anderes Theater
Das Jubiläum vom 1. bis zum 27. Oktober 2006

Fritz Rasselkopf oder Abenteuer auf der Insel
Jan Mixsa im ausverkauften Saal des Komm-Hauses in Leipzig-Grünau am 24. Oktober

Wann es denn endlich losgehe, wollen die zahlreichen Kinder, die sich am Donnerstagmorgen im Komm-Haus eingefunden haben, wissen. Und wer wird auf der Bühne stehen? Allerlei Gerätschaften haben sich dort angesammelt. Am Bühnenrand steht ein spitzbübischer, junger Mann, den Kopf voller Witze. Die Hände hat er in die großen Taschen seiner Latzhose gesteckt. Er grinst und die Kinder drängen ihn anzufangen, denn nun haben sie Jan Mixsa als Darsteller erkannt
Also springt der flugs auf die Bühne und schiebt ein eigenwilliges Gefährt in den Vordergrund. Während der untere Teil, die Räder und das Grundgestell, von einem Kinderwagen stammt, bildet eine kleine gusseiserne Badewanne den Überbau.
Ein kleiner Blechkopf mit verstrubbeltem Haar und runden Kulleraugen schaut über den Wannenrand. Es ist Fritz Rasselkopf, der unbedingt wissen möchte, ob es außer ihm noch mehr Rasselköpfe gibt. So macht er sich auf die Reise. Er fliegt auf einem Akkordeon durch die Luft, angetrieben durch ein buntes Windrad. "Ihr müsst pusten", fordert Mixsa die Kinder auf, "sonst kann der Fritz doch gar nicht fliegen." Und so pusten die Kleinen, was da Zeug hält. Das Akkordeon spielt ein fröhliches Reiselied, in das die Kinder bald einstimmen.
Fritz durchquert exotische Länder und begegnet in Afrika einem Elefanten. Wo könnten nur die Rasselköpfe sein? Aber der Elefant weiss keine Antwort. Und dem Raben, der treffend die Wissenschaft karrikiert, ist die Fragestellung zu banal, um Auskunft zu geben. Beide Figuren sind ebenfalls zu großen Teilen aus Blech gefertigt und werden von Jan Mixsa als Klappmaulpuppen geführt. Die Puppen sind unkonventionell, ihnen fehlt die typische Feingliedrigkeit und Weichheit, trotzdem funktionieren sie als Charaktere. Außerdem wird damit die Fantasie der Kinder angereizt.
Irgendwann landet Fritz dann auf einer sonderbaren Insel und zu seinem Glück wohnen dort tatsächlich Rasselköpfe. Vor den Augen der Zuschauer verwandeln sich drei Blechbüchsen, die an Stäben befestigt sind, zu Figuren mit Augen, Knubbelnasen und verrückten Haargebilden. Die Kinder prusten los vor Lachen und freuen sich wie Könige als Jan Mixsa drei freiwillige Spieler sucht. "Eins, zwei, drei. Du!" Durch die Blitzauswahl entstehen keine Streitigkeiten. Sofort gelingt es Mixsa, die nötige Ruhe wieder herzustellen und die Aufmerksamkeit auf die Bühne zu lenken.
Gemeinsam singen nun alle das Reiselied, trampeln und machen gehörigen Krach mit den Rassel-Blechköpfen. Immer weiter werden die Kleinen animiert noch lauter zu werden und wirklich alles zu geben, weil sie doch selbst Rasselköpfe sind. Die Vornamen der Kinder wandelt Jan Mixa ein wenig um, so dass plötzlich ein Rassel-Daniel und eine Rassel-Kristin auf der Bühne stehen
Schließlich kommt Fritz auf die Idee alle Kinder zum Spaghetti-Essen einzuladen, was jedoch seine Mutter ganz und gar nicht begeistert aufnimmt. "Hunger, Hunger, Hunger!" brüllen die Kleinen. Aus diesem Versprechen kann sich Jan Mixsa am Ende nur schwer wieder herauswinden. Als sympatischer Trost wird eine große Keksdose durch die Reihen gereicht. Vollkommen aufgekratzt und mit leuchtenden Augen verlassen dann die Kleinen das Theater
Jan Mixsa hat ein sehr gutes Gefühl für die Gedankenwelt und Phantasie der Kinder und weiß, wie man selbst die Stillsten mal so richtig aus der Reserve lockt. So ein lebendiges Mitmachtheater gibt es nicht oft! Sogar die Erwachsenen klatschen im Rhythmus und singen, zumindest leise, mit.
Jan Mixsa sitzt der Schalk im Nacken. Er ist ein wunderbarer Komiker, dem selbst die Mütter verzeihen, dass sie nun vor das Problem gestellt sind die Rasselbande zur Ruhe zu bekommen.

Sarah Trilsch, 28.10.2006





Abbildung:
"Fritz Rasselkopf" (Jan Mixsa) bei "globus '06" /
tolle Stimmung im Komm-Haus


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