leipzigart  KUNSTJOURNAL



globus '06 - 15. Festival für Figuren-, Objekt- und Anderes Theater
Das Jubiläum vom 1. bis zum 27. Oktober 2006

Die Spielerin ist selbst die Bühne. Guten Tag kleines Schweinchen

Die Kleine Bühne Naumburg gastierte im Rahmen des Festivals am 15.10.2006 im Kuhstall Großpösna

Eigentlich soll der kleine Tiger im Wald Pilze suchen. Aber er trifft das kleine Schweinchen und spielt Verstecken. Eigentlich soll der kleine Tiger die Stube fegen, den Ofen anmachen und die Teller auf den Tisch stellen. Aber er geht mit dem kleinen Schweinchen baden. Irgendwann kommt er gar nicht mehr nach Hause. Er schlabbert Kuchenteig und wohnt im Schweinestall.
Der kleine Tiger besorgt das Schlemmerfrühstück bei Fuchs, Huhn, Kuh und Gans. Im Bett rekelt sich das Schweinchen. Der kleine Tiger fegt die Stube. Vom Bett aus schaut ihm das kleine Schweinchen bei der Arbeit zu. So geht das jeden Tag. Bald will der kleine Tiger wieder nach Hause zu seinem besten Freund, dem kleinen Bären. Doch der ist verschwunden.
Das Häuschen der beiden und all die anderen Spielorte, wie Wald, Fluss oder Wiese, befindet sich auf dem großen Reifrock der Spielerin Anna Fülle. Stehend führt sie die drei Marionettenfiguren, sowie Handpuppen, die sich in Rocktaschen befinden. Bei jeder Drehung wechselt das Szenenbild von Kristine Stahl, wodurch die Figuren schnell von einem Ort zum nächsten wandern können, ohne dass der Spielfluss durch Umbauten unterbrochen werden muss. So läuft der kleine Tiger los, seinen Freund zu suchen. Er befragt alle Tiere, aber keiner hat den kleinen Bären gesehen. Der kleine Tiger fühlt sich ganz elend und möchte am liebsten sterben. Auch der kleine Bär hat sich auf die Suche nach seinem Freund gemacht und ist traurig. Am Ende geht aber alles gut aus, denn die beiden finden einander in ihrem kleinen Haus.
Christian Fuchs erzählt mit dem Figurenspiel "Guten Tag kleines Schweinchen" Janoschs Geschichte von einer tiefen Freundschaft und der Wichtigkeit gegenseitiger Hilfe. Die Inszenierung besticht vor allem durch das transportable Bühnenbild, das mit diversen Seitentaschen und Stoffbahnen Spielräume öffnet, die auf den ersten Blick gar nicht sichtbar sind. Diese Variabilität lässt nie Langeweile aufkommen, so dass es bis zum Schluss Vergnügen bereitet das bunte Treiben zu verfolgen. Schöne Momente entstehen auch, wenn sich die Spielerin an das Publikum wendet und als Außenstehende das Geschehen kommentiert, wodurch selbst die Allerjüngsten zum kritischen Beobachten angeregt werden. Dem Vertrauen in die Reife der Kinder wird leider an wenigen Stellen eine Spielweise entgegengesetzt, die an die Nachahmung schriller Kinderspiele erinnert. Jedoch überwiegt diese nicht, denn es gibt ausreichend starke Szenen. So fliegt etwa der kleine Tiger im Liebestraum vom Schweinchen gen Sternenhimmel, untermalt von eingespielter Klaviermusik.
Gelohnt hat sich der Besuch der Aufführung schon aufgrund der genialen Idee, dass die Spielerin selbst die Bühne darstellt.

Sarah Trilsch, 16.10.2006



Abbildung:
"Guten Tag kleines Schweinchen" /
Ausstattung von Kristine Stahl
(Kleine Bühne Naumbug)

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