leipzigart  KUNSTJOURNAL



16. Internationales Festival für Figuren-, Objekt- und Anderes Theater - globus'07

Spatz Fritz
Gastspiel der Kleinen Bühne Naumburg zum Festivalauftakt am 7.10.2007 im Mediencampus Villa Ida

Schon längst sind seine Geschwister aus dem Nest geflattert, als endlich auch der kleine Spatz Friedrich, zu fliegen beginnt. Er fliegt hoch und weit, fast wie ein Adler. Doch plötzlich verklebt ihm ein klebriger Tropfen Teer die Flügel und er stürzt vom Himmel herab in ein dunkles Kellerloch. Dort hausen drei Ratten: Eine Laborratte, eine Schiffsratte und eine Leseratte. Sie freunden sich mit dem kleinen Spatzen Friedrich an und nennen ihn Fritz. Nach dem Vorbild von Leonardo da Vinci bauen die Ratten ihm ein Fluggestell mit großen Papierschwingen. Als Katapult benutzen sie eine Rattenfalle und schießen Spatz Fritz in die Lüfte. Nun kann der Spatz wieder fliegen, fast wie ein Adler.



Erzählt wird die Geschichte von der besonderen Freundschaft von der chaotischen Frau Maier (Kristine Stahl) und dem spießigen Herrn Huber (Paulchen Günther). Dabei können sich die beiden Nachbarn anfangs bis auf den Tod nicht ausstehen. Sie kann es nicht leiden, wenn er seine Vögel füttert, die ihr anschließend das Fenster voll machen. Er dagegen kann die Ratten in ihrem Keller nicht ausstehen. Aber am Ende ihrer Spatzen-Geschichte freunden sich die beiden an. Frau Maier ist die Spielleiterin und erinnert mit dem Wechsel zwischen ihrem Erzählen und dem Spiel mit Figuren, ein wenig an Siebenstein aus dem Kinderfernsehen. Mit kurzen Liedern untermalt sie hin und wieder das Spiel. Mit ihrer Spielfreunde weckt sie sogar bei dem erwachsenen Herrn Huber das Kind im Mann.

Das Besondere an dem Stück ist, dass die Figuren erst vor den Augen der Zuschauer entstehen: So werden aus puscheligen Armstulpen und Wäscheklammern Vögel. Die drei Ratten bauen die Spieler aus einem Rettich, einer Obergine und einer Süßkartoffel. Dazu bekommen sie Knopfaugen, Brille oder rosa Puschel. Mit ihren Puppen gelingt es den beiden Figurenspielern die Phantasie der Kinder anzuregen.

In der Inszenierung von Sibylle Tröster ist, trotz kleiner Botschaften, an keiner Stelle ein moralischer Zeigefinger zu spüren. Spatz Fritz ist ein heiteres Kinderstück, bei dem auch die Erwachsenen lachen können.

Sarah Trilsch, 8.10.2007


Programmdetails: www.theatreart.de


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