leipzigart  KUNSTJOURNAL



DIE WERKSTATT FÜR HOLZSTICH IM MUSEUM FÜR DRUCKKUNST LEIPZIG

Im Jahr 2008 erwarb das Museum für Druckkunst in Leipzig eine funktionsfähige Werkstatt für Holzstich von Rudolf Rieß aus Nürnberg, der zu den wenigen heute noch tätigen Xylographen in Deutschland gehört. Mit dieser Heldentat trägt es dazu bei, das aussterbende Handwerk der Xylographie (*) wenigstens museal zu erhalten.

In dem auf Drucktechniken und Schriften spezialisierten Museum in der Leipziger Nonnenstraße können Besucher numehr auch erleben, wie eine Bildvorlage im Holzstich entsteht. Der Holzstich - ebenso detailreich wie ein Kupferstich - erleichterte im 19. und frühen 20. Jahrhundert wesentlich die Herstellung von Büchern, Zeitschriften und Zeitungen, weil Bild und Text zusammen in einer Form auf der Buchdruckmaschine produziert werden konnten.

Die liebevoll eingerichtete Abteilung zeigt wichtige Geräte und Werkzeuge des sensiblen Handwerks. Zu den Exponaten gehören eine Plattenkamera zur Reproduktion von Bildmotiven, eine das Licht bündelnde Schusterkugel sowie eine seltene Tonschneidemaschine, mit der der Xylograph feinste parallele Schraffuren erzeugt. Zudem werden interessante historische Bildbeispiele und Originalholzstöcke ausgestellt, ebenso Abformungen der Holzstiche in Blei und Kupfer, welche für höhere Auflagen benutzt wurden.

Die Werkstatt für Xylographie ist in die noch aktive Schriftgießerei des Museums für Druckkunst eingebunden, so daß die Herstellung von Text- und Bildvorlagen gemeinsam vorgeführt werden können.

Jost Braun

* Xylographie (grch.): Holzschneidekunst
Unter dem Begriff Xylographie werden Holzschnitt, Holzstich und Blockdruck zusammengefaßt. Die insbesondere von Thomas Bewick (1753-1828) entwickelte Holzstichtechnik führte zum effektiven Einsatz der Xylographie bei der Bebilderung von Büchern und Katalogen - bis zur ihrer Verdrängung durch photomechanische Reproduktionsverfahren.

Nähere Informationen zur Technik und Geschichte des Holzstiches siehe "19. Jahresschrift für Künstlerbücher und Handpressemndrucke 2010", Edition Lebensretter 2010 (www.artists-books.de)


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