27.01.08: Rote Karte für Bürgermeister Jung und sein dubioses Spiel mit städtischem Eigentum: Leipzigs Bürgerschaft läßt sich weder bevormunden noch verarschen
Ein Bürgerentscheid macht die hemmungslosen Pläne zur Teilprivatisierung der Leipziger Stadtwerke und weiteren Verkauf städtischer Betriebe für drei Jahre unmöglich.
Der einst in Ermangelung eines besseren Kandidaten im zweiten Anlauf mit knapper Mehrheit ins Bürgermeisteramt gewählte Burkhard Jung (*) mußte heute ein überwältigendes Mißtrauensvotum der Leipziger Bürgerschaft entgegennehmen. Mit einer höheren Wählerbeteiligung als zur damaligen Bürgermeisterwahl stimmten 87,4 % gegen Jungs Verkaufsphantasien, auf denen merkwürdigerweise ohne Rücksicht auf einen absehbaren Mißerfolg bereits der städtische Haushaltsplan für 2008 basieren sollte. Jung und seine Ratgeber meinten wohl, problemlos und ohne Widerspruch den Teilverkauf der Stadtwerke an den französischen Konzern Gaz de France durchziehen zu können. Jung hatte die Idee des Verkaufs und die Auswahl der Kaufangebote ohne den Stadtrat und an den Bürgern vorbei sozusagen als Chefsache abwickeln wollen. Jetzt bekam er die Quittung dafür: So nicht! Angelegenheiten der Leipziger sollten nicht ohne die Leipziger entschieden werden. Und da ist öffentliche Diskussion und die sorgfältige Suche nach Alternativen für eine nachhaltige Lösung von Haushaltsproblemen gefragt.
(*) Burkhard Jung, geboren 1958 in Siegen, besuchte von 1964 bis 1968 die evangelische Volksschule Gosenbach in Siegen. Danach studierte er an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster (Germanistik und Evangelische Theologie)
Nach der Einstellung als Lehrer in Siegen-Weidenau 1986, wurde er 1991 als Schulleiter an das Evangelische Schulzentrum Leipzig zum Aufbau einer Grund- und Mittelschule, sowie eines Gymnasiums in kirchlicher Trägerschaft abgeordnet.
Von 1999 bis 2006 war Jung Beigeordneter für Jugend, Schule und Sport, nach einer Verwaltungsumstrukturierung im April 2001, Beigeordneter für Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule der Stadt Leipzig.
Für die Bewerbung Leipzigs für die Olympischen Spiele 2012 ist er zwei Jahre städtischer Olympiabeauftragter gewesen, bis er im November 2003 von diesem Posten aufgrund einer dubiosen Provisionszahlung an die Marketingagentur SCI suspendiert wurde. Die Affäre deckte der Redakteur Jens Weinreich der Berliner Zeitung auf und erhielt für die kritische Berichterstattung den Wächterpreis der deutschen Tagespresse. Ab Januar 2006 war Jung WM-Beauftragter der Stadt Leipzig.
2000 trat er in die SPD ein. Nach der Amtsabgabe seines Vorgängers Wolfgang Tiefensee, der im November 2005 als Bundesverkehrsminister nach Berlin gewechselt war, bewarb sich Jung um diesen Posten. Nachdem er im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit verfehlt hatte, wurde er am 26. Februar 2006 bei geringer Wahlbeteiligung mit 51,6 % der Stimmen zum neuen Stadtoberhaupt Leipzigs gewählt und übt dieses Amt seit dem 29. März 2006 aus.
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