leipzigart KUNSTJOURNAL
Elisa Giesecke
Kalif Storch
ciaconna clox präsentiert in Koproduktion mit LOFFT das Stück für drei Tänzer, eine Puppenspielerin und einen Percussionmusiker frei nach dem Märchen von Wilhelm Hauff
Geheimnisvoll funkelt der blutrote, überdimensional große Mond im Hintergrund der Bühne. Als einziger Bühnenschmuck thront er mächtig über dem Geschehen und entführt den Zuschauer in eine phantastische fernöstliche Welt, in der Kalifen zu Störchen werden und Prinzessinnen sich in Eulen verwandeln.
Schade, daß keine wirkliche Einführung in die Geschichte gegeben wird, die Handlung beginnt irgendwo, was zunächst etwas verwirrend erscheint.
Fasziniert lauscht man jedoch den Percussioninstrumenten (gespielt von Mark Lupescu), wenn sie die Tänzer (Konstanze Büschel, Ronny Metzker, Michael Veit) auf ihrem gefahrenvollen Weg durch die Wüste begleiten, da das Geräusch des rieselnden Sandes nachahmend, dort das Rauschen des Windes erzeugend. Die Tänzer wiegen sich im Rhythmus der Musik, springen, kriechen, vollführen tollkühne Überschläge und Pirouetten und stellen auf diese Weise die Geschichte vom Kalifen Chasid und seinem Großwesir Mansor dar. Etwas störend wirken die artistischen Einlagen, die nichts zur Handlung beizutragen scheinen und die wohl eher als schmückendes Beiwerk zu betrachten sind. Vor allem zu Beginn wäre eine Einführung sinnvoller gewesen, als die Jonglierkunst der Tänzer.
Bemerkenswert die Ausdruckskraft der Tänzer und ihre nahezu naturgetreue choreographische Umsetzung des Storchengebarens. Am beeindruckensten erscheint jedoch das Pas de Deux des Kalifen und der Prinzessin am Ende; leise Bewegungen zu Beginn, indem sich ihre Körper immer wieder sanft aneinanderschmiegen, sich schließlich lösen, um dann als letzte Steigerung in einer atemberaubenden Hebefigur erneut zusammenzufinden.
Eindrucksvoll aber nicht ganz überzeugend der Auftritt von Judith Weidmann mit ihrer Handpuppe, dem bösen Zauberer Kaschnur. Das Gesicht zur komischen Fratze verzerrt, verängstigt er nicht nur kleine Kinder, die jedoch bald wieder vergnügt lachen, wenn er verstört um sich blickend bemerkt, daß er mal wieder seinen Zauberstab vergessen hat. Dabei muß er doch unbedingt den Kalifen samt dessen Großwesir verzaubern!
Da das Gesicht der Puppenspielerin immer zu sehen ist, wird die Wirkung ihres Spiel leider etwas abgeschwächt und eine eventuelle Identifikation mit der Puppe scheint kaum möglich.
Warum der Zauberer überhaupt mittels einer Puppe dargestellt wird und nicht durch einen Tänzer, ist nicht ganz ersichtlich, genauso wenig wie die Tatsache, dass die verzauberte Prinzessin von einem Kind verkörpert wird. Niedlich mag das ja sein, trotzdem wirkt das kleine Mädchen etwas verloren und mehr wie ein Requisit denn ein Handlungsträger. Der Sinn des Ganzen bleibt daher verborgen.
Betrachtet man das Stück in seiner Gesamtheit lassen sich einige Mängel im Handlungszusammenhang feststellen: Es existiert zwar eine Rahmenhandlung, dennoch ist diese nicht subtil genug ausgebaut, was dazu führt, daß die Szenen nur lose aneinandergereiht erscheinen und somit keine Struktur erkennen lassen.
Nichtsdestotrotz ist die Kombination aus Tanz, Musik und Puppenspiel ist in dieser kleinen Inszenierung beinahe gelungen und zeigt, daß Theater doch mehr sein kann, als "nur" Schauspiel.
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