leipzigart  KUNSTJOURNAL



Elisa Giesecke:
"Der zerbrochene Krug" - präsentiert vom theater fact
Kleist oder Klamauk?

Beinahe wäre buchstäblich alles ins Wasser gefallen, hätte Petrus kein Erbarmen gezeigt und die Regenschleusen nicht wieder zugedreht just in dem Moment, als die Aufführung beginnen sollte. Na ja, und was man dann zu sehen bekam war zwar nicht zum Weinen, aber von den unbequemen Sitzbänken riß es einen auch nicht gerade.
Woran es lag? Schwer zu sagen. Irgendwie fehlte von Beginn an die Dynamik, alles dümpelte so vor sich hin, hier und da mal einen verhaltenen Lacher hervorbringend.
Dafür daß das Stück der Gattung Lustspiel zuzuordnen ist, wurde recht wenig gelacht, was einerseits wohl einfach daran lag, daß es an Zuschauern mangelte, andererseits daran, daß der Witz zu platt inszeniert war. Ein paar komische Grimassen und übertriebene Ohnmachtsanfälle reichen einfach nicht aus um einer Komödie dieser Art gerecht zu werden. Dem Zuschauer kam es vor, als hätte er das alles schon einmal gesehen, das einzig Originelle waren die „Abgänge“ durch den Richterstuhl des Dorfrichters Adam (Daniel Dubilier), der so groß war, dass eine Person sich fast mühelos rückwärts hineinfallen lassen konnte.
Welche Absicht die Regisseurin Ev Schreiber mit dieser Inszenierung verfolgt, wird nicht so recht deutlich. Für eine Komödie im Kleistschen Sinne wirkte alles zu klamaukhaft und viel zu stark auf ein Minimum reduziert, so daß manch einer seinem Sitznachbarn einen fragenden - oder doch eher einen genervten? - Blick zuwarf.
Trotzdem sollte die Leistung der Schauspieler (Daniel Dubilier, Stefan Senf, Marius Tust, Sabine Kaminski, Saskia Leder) nicht unterbewertet werden, denn sie haben zumindest versucht, dem Publikum einen amüsanten Abend zu bereiten, was in einzelnen Fällen sicherlich auch gelungen ist. Lobenswert die "schmierige" Darstellung des Dorfrichters Adam durch Daniel Dubilier und der Marthe durch Sabine Kaminski, die der Figur einen sehr eigenen Charme zu geben vermochte.
Ideal auch der Aufführungsort im Webers Hof, der dem Ganzen eine fast besondere Atmosphäre hätte verleihen können, wäre nicht der Ärger über die Inszenierungsweise und die zwar ermäßigte, aber immer noch teure Eintrittskarte im Vordergrund gestanden.
Alles in allem ein netter Abend, der jedoch nicht in die Theatergeschichte eingehen wird.


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