leipzigart  KUNSTJOURNAL



Elisa Giesecke:
"Ladies Night" - präsentiert vom Schauspiel Leipzig auf der Parkbühne im Clara-Zetkin-Park

Local heroes oder die Frage, ob man als Mann auch mit dickem Bauch Erfolg haben kann

Die Stimmung im Publikum ist auf ihrem Höhepunkt, als die Männer - Verzeihung, Stripper! - sich zum Finale auf der Bühne in Position begeben. Alles dreht sich um die eine Frage, werden sie zeigen, was die wenigen (rosafarbenen!) Hüllen noch verbergen?
Vor allem Craig (Andreas Keller), der eigentliche Verursacher des hüllenlosen Vergnügens, ziert sich ganz schön, als es schließlich ans Eingemachte geht. Dabei war er der erste, dem der Gedanke kam, sich und seine mittellosen Freunde mit einer Tanzshow aus der momentanen Arbeitslosigkeit zu retten. Kein Mittel ist ihm dafür zu schade, selbst der arme Graham (Berndt Stübner), der schon zur etwas älteren Generation gehört und gerade ein lukratives Jobangebot bekommen hat, muß diesen Gedanken wieder verwerfen, da sich Craig unlauterer Methoden bedient, um ihn als Tanzlehrer engagieren zu können.
Es ist wirklich kein leichtes Unterfangen, all seine problemüberladenen Freunde zu überzeugen, daß eine Stripshow das richtige Mittel ist um wieder an Geld zu kommen, vor allem dann nicht, wenn sich herausstellt, daß keiner von ihnen richtig tanzen kann, geschweige denn strippen.
Aber schließlich ist tanzen doch schöner als sich umzubringen und so fassen sich die Männer ein Herz und beginnen damit, die Idee in die Tat umzusetzen.
Frauenherzen schlagen höher, wenn Wesley (Günter Schoßböck) plötzlich einen Moonwalk à la Michael Jackson aufs Parkett legt oder wenn der schüchterne Norman (Marco Albrecht) nach anfänglichen Schwierigkeiten wie Fred Astaire über die Bühne schwebt.
Die Musik ist manchmal etwas gewöhnungsbedürftig, besonders dann wenn Wolfgang Petris "Hölle, Hölle…" die Ohren schmerzen läßt, nichtsdestotrotz kommt man aus dem Lachen nicht mehr heraus, sehen doch die dazu vollführten Verrenkungen zu komisch aus.
Obwohl das Stück der beiden Neuseeländer Stephen Sinclair und Anthony McCarten nicht speziell für das deutsche Publikum geschrieben wurde, paßt es inhaltlich doch ideal zur gegenwärtigen Situation in Deutschland, wo manch einer sicher auch lieber strippen würde als täglich zum Arbeitsamt zu gehen. Der politische Aspekt steht natürlich nicht im Vordergrund, dennoch gelingt es dem Regisseur Thorsten Duit, trotz aller Komik, auch eine ernstere Seite anklingen zu lassen, zum Beispiel, wenn Craig sich mit seiner Frau über das Sorgerecht für das gemeinsame Kind streitet oder wenn der introvertierte Norman mit Hilfe von Gavin (Jörg Malchow) zu neuem Selbstbewußtsein findet.
Weniger ernst, dafür umso lustiger die Szene, in der Barry (Martin Reik) versucht seinen recht runden Bauch in Klarsichtfolie zu packen um auf diese Weise ein paar Kilo abzunehmen. Am Ende siegt doch das Fett und tatsächlich büßt Barry von seiner "erotischen" Ausstrahlung nichts ein, was seine überkandidelte Frau (Susanne Stein) nur bestätigen kann.
Wer wissen möchte, wie die Show von Craig und Co. zu Ende geht, sollte sich die Inszenierung unbedingt anschauen, ein lustiger Abend ist garantiert (inklusive Regencape-Pause, falls das Wetter nicht hält!).

Weitere Vorstellungen noch bis zum 17. Juli (täglich)


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