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KUNSTJOURNAL
Uraufführung des Musikstücks "LehrerInnen!" am Theater der jungen Welt
Welcher Schüler wollte früher nicht mal Mäuschen im Lehrerzimmer spielen und geheimste Geheimnisse erfahren? Jede Gelegenheit wurde genutzt, selbst wenn es der Blick durchs Schlüsselloch war, um die vertrauten Schulpädagogen einmal hinter dem Deckmantel der Berufsfassade zu erleben.
Nun hat sich die Tür des Lehrerzimmers im Theater der jungen Welt geöffnet. Am Samstag, dem 23. September, wurde "Lehrerinnen", ein Musikstück, von Tatjana Rese uraufgeführt.
Der Inszenierung liegt die Idee zugrunde, anlässlich des 60. Geburtstages des Kinder- und Jugendtheaters in Lindenau, ein Stück als Hommage an die treuesten Besucher - die Lehrer - zu entwickeln.
Ausgangspunkt ist das Lehrerkollegium einer Leipziger Mittelschule. Auf der Bühne sind die konträrsten Lehrertypen zu sehen, die auf jeweils unterschiedliche Weise mit der Situation in einer Schule umgehen. So tritt der Sportlehrer stets im Trainingsanzug mit Trillerpfeife auf und hält als ehemaliger DDR-Leistungsturner an gestrigen Lehrmethoden fest. Die Kunstlehrerin erklärt jedem Kollegen, der es hören will, sie sei "Nur Kunst" und die Leiterin einer Problemklasse versucht verzweifelt ihren Schülern in einer Theater AG Literatur nahe zu bringen.
Eingeführt wird der Zuschauer durch die Ankunft eines Referendars, der voller Ideale seine eigens konzipierten Theorien in der Schulpraxis auf die Bewährungsprobe stellen muss. Nach den ersten missglückten Unterrichtsstunden, beschließt er allerdings seine Konzepte der Realität anzupassen. Weiterhin entdecken im Verlauf des Stückes zwei seiner Kollegen den Kopierer als Liebesnest und ernten dafür den Spott des Hausmeisters, der nicht aufhören kann Witze auf Kosten der Lehrer zu reißen. Doch lassen sich auch ernstere Szenen finden, in denen Ängste thematisiert werden, wie man mit Rassismus und Drogenprobleme umgehen soll.
Das Spiel wird häufig durch bekannte Lieder unterbrochen, die von den Schauspielern mit Klavierbegleitung vorgetragen werden. Angefangen vom Schlager bis hin zum klassischen Pop-Song, charakterisieren die musikalischen Einlagen nochmals die Lehrertypen. Sie dienen aber auch als Mittel Szenen zu brechen, zu überhöhen oder zu ironisieren.
Insgesamt lebt die Welt der Lehrer durch Übertreibungen, die dennoch der Wirklichkeit sehr nah sind, was nicht zuletzt auf die intensiven Recherchen der Autorin Tatjana Rese zurückzuführen ist. Das Stück unterhält mit einem liebevollen Augenzwinkern, verschönt jedoch nichts. Leider wird der Schwerpunkt zu stark auf die Figuren verlagert, so dass die eigentliche Handlung in den Hintergrund gerät. Trotz fehlender Spannungsbögen und dem Verzicht auf Dramaturgie, werden aber in amüsanter Weise Gegebenheiten aufgedeckt.
"Lehrerinnen" ist folglich durchaus wert gesehen zu werden, auch von Leuten, bei denen die Schulzeit etliche Jahre zurückliegen mag.
Sarah Trilsch, 25.09.2006
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