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"Schöne Fremde" im Lofft

Liebe unter Künstlern ist keine Seltenheit: Der Musiker verliebt sich in die Musikerin. Der Schriftsteller in die Schriftstellerin. Doch wie lässt sich Arbeit und Liebe vereinbaren? Wie Künstlerleben und Familienplanung? Und wie sollen zwei Menschen davon leben?
Das Lofft zeigte am Donnerstag (11. Januar 2007) unter der Regie von Justus Wenke und Alexander Schilling mit der szenischen Lesung "Schöne Fremde" die Unmöglichkeit der Künstlerliebe zwischen Clara und Robert Schumann.
Geheiratet haben die Schumanns aus Liebe. Doch schon bald gerät Roberts romantische Vorstellung von der Liebe in Konflikt mit Claras Drang zur Selbstverwirklichung. Das Künstlerleben bringt nicht gerade Reichtum mit sich. Den beiden gelingt es einfach nicht ihre Beziehung mit der Arbeit zu vereinen.
Neben Clara und Robert gibt es noch eine weitere Figur, die als Erzähler eingesetzt wird und durch die Geschichte leitet. Sie scheint allwissend, ordnet das Geschehen in einen historischen Zusammenhang und stellt Bezüge zur Gegenwart her.
Obgleich sich die Schauspieler frei auf der Bühne bewegen, haben sie immer das Textbuch in der Hand. Es handelt sich folglich auch um keine Inszenierung, wie es ursprünglich einmal geplant gewesen war, sondern um eine szenische Lesung.
Ständig wandern die Darsteller vom Vordergrund in den Hintergrund, nehmen auf Holzblöcken Platz, laufen erneut zum Bühnenrand, um die Texte in Mikrophone zu sprechen. Sie legen sich auf und unter den Klavierflügel. Doch die Zuschauer warten vergeblich auf den Einsatz des Instruments.
Stattdessen leuchten auf einer Leinwand Zitate und Fotos auf. Daneben eine Videoprojektion, die die schreibende Hand der Schauspieler filmt, wenn sie einzelne Sätze auf ein Blatt Papier schreiben. Das ist modern, denkt man, wie man das jedes Mal denkt, wenn es im Theater Kino zu sehen gibt.
Trotz der Bewegung auf der Bühne und dem Einsatz der Kamera springt der Funke nicht auf das Publikum über. Mag sein, dass dies in gewisser Weise an den Schauspielern liegt, denen man ihre Rollen nicht durchgehend glauben kann. So ist der lebendig emanzipierte Tonfall von Natalie Hüning nur schwer mit der Sensibilität einer Komponistin vereinbar. Die eigentliche Rolle der Erzählerin, die als 'die Musik' ausgeschrieben wird, ist als solche extrem abstrakt und vor allem am Anfang wenig greifbar. Durchgehend scheinen die Schauspieler noch nicht eins zu sein mit dem Text.
Dieser hat sich aber einer unglaublich spannenden Thematik angenommen, die kaum auf Bühnen gezeigt wird: Das Eheleben zweier Künstler. Ihre Probleme lassen sich trotz des Zeitabstandes leicht auf unsere Zeit übertragen. Der Erfolg des einen löst Missgunst und Selbstzweifel des anderen aus. Von Justus Wenke verfasst, handelt es sich um einen Text mit viel Potential. Man bekommt Clara und Robert Schumanns ganz privates Leben nahe gebracht. Sprachlich fällt allerdings der Wechsel zwischen Hochsprache und Alltagssprache auf, wobei die Absicht des Autors dabei nicht klar erkenntlich wird.
Der Schluss rückt die gesamte Lesung nachträglich in ein anderes Licht. Nachdem Robert aus Überarbeitung gestorben ist, trauert Clara um ihn, den sie liebte, selbst wenn sie nicht für ein Zusammenleben bestimmt waren. Unterlegt ist diese Szene mit eingespielter Musik und schafft eine nachdenklich traurige Atmosphäre, die diesen Abend noch länger im Gedächtnis behalten lässt.
Während man bei der Präsentation Mängel vorfindet, kann man die Entscheidung zu dieser Thematik gar nicht hoch genug loben. Texte, die zum Weiterdenken anregen!

Sarah Trilsch, 15.01.2007

"Schöne Fremde. Ein szenischer Kurzschluss über Clara und Robert Schumanns Leben und Wirken mit Musik von Stefan König und Ines Agnes Krautwurst" ist eine Produktion von zloty productions (Justus Wenke / Alexander Schilling) in Koproduktion mit LOFFT -
mit Natalie Hünig und Ralph Jung; Musik: Ines Agnes Krautwurst, Stephan König; Regie: Justus Wenke+Alexander Schilling; Raum+Kostüme: Susanne Pische; Text: Justus Wenke; Dramaturgie: Lene Grösch; Konzept: Alexander Schilling; Produktionsleitung: Heike Gebert

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