leipzigart KUNSTJOURNAL
Zwei Autoren besprechen die
Ausstellung:
1. Fiedbert Klein
2. Jürgen Henne
HELP! THE BLUE MEANIES ARE COMING! - UNARTEN VON FISCHER-ART
Während die lustigen blauen Fieslinge aus dem Beatles-Zeichentrickfim "Yellow Submarine" noch von der sympathischen und originellen "Sgt. Pepper's Lonely Hearts Club Band" verjagt werden konnten, bleibt den Leipzigern nichts anderes übrig, als die unoriginelle Art ihres Mitbürgers Michael Fischer-Art über sich ergehen zu lassen, wohin das Auge auch blickt.
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Heinz Edelmann: aus "Yellow Submarine" | Ottifant nach Michael Fischer-Art? |
Nun findet man zudem eine Kollektion von tragikomischen Comic-Plagiaten und anderen langweiligen Grausamkeiten in der Galerie des Hotels Leipziger Hof, welches zur Zeit eher wegen seiner lobenswerten Küche (ein Geheimtip!) als für die Wahl der dort Ausstellenden Erwähnung verdient. Allerdings ist der Leipziger Hof ja auch bekannt für seine große Sammlung mit Arbeiten verschiedenster Leipziger Künstler, in der bestimmt das eine oder andere Juwel zu entdecken ist.
Friedbert Klein, Berlin
Einer der betroffenen Leipziger Stadtbewohner äußerte soeben seinen Unmut und das wollen wir den Lesern des leipzigart-Kunstjournals nicht vorenthalten:
Ganz schön schick, ziemlich bunt, oft plakativ und nicht selten banal: Leipziger Künstler stellt seine Arbeiten in der Galerie Leipziger Hof aus
NUR FISCHER-ART, SONST KEINE GRAUSAMKEITEN
An der Wand hängt eine dreiteilige
Acryl-ÖI-Arbeit mit dem Titel "ABM und andere Verbrechen". Auf
dem Tisch liegt das Buch "Das Diplom und andere organisierte
Verbrechen". Eine dürftige Variation, die sich Michael
Fischer-Art da einfallen ließ. Der Leipziger hat Bilder samt
Druckerzeugnis hergestellt, um bei der Aufdeckung arbeits- und
bildungspolitischer Mißstände markige Kernthesen
aufzustellen. Bis zum 2. Februar zeigt die Galerie im Hotel Leipziger
Hof eine Auswahl seiner Arbeiten.
Möglicherweise stand der Film "Liebe und andere Verbrechen" Pate
für die Titel, vielleicht auch Georg Kreislers Lieder "Über
die Liebe und andere Grausamkeiten". Wie auch immer - die Kunst von
Fischer-Art ist weitaus weniger gelungen als diese Klassiker.
Er malt "Kohl-Kanzler-Ästhetisches
Gedankenverbrechen".Photographische Porträts werden dabei mit
Ölkreide bedeckt. Der Österreicher Arnulf Rainer kann das
besser. Eine Neonleuchtschrift ergänzt Fischer-Arts Werk,
wodurch Plakativität und Oberflächlichkeit keineswegs
beseitigt werden. Der Leipziger hat seine Kunst einer popularen
Vereinfachung unterworfen, deren Ergebnisse ohne tatsächliche
Vertiefung und Hinwendung zu diesen Themen einfach nur schick, bunt
und nicht selten banal sind. Dabei hat er in seinen frühen
Jahren bemerkenswerte Ansätze geliefert. Die Ausstellung bietet
als Beispiel ein Ölbild von beklemmender Intensität
("Kennenlernszene - Erster Bildkontakt" von 1992). Eine grelle
Auseinandersetzung mit expressiven Strichen und aggressiver Gestik
verleihen dieser Arbeit eine Sonderstellung.
Auch die Holzschnitte geben Einblicke in die Fähigkeit von
Fischer-Art, Flächen zu bearbeiten und wirkungsvoll zu
füllen. Immer wieder sind das Gebisse, die durch die Bilder
schnappen. Dabei drängen manchmal Hände aus dem Rachen oder
dreschen in die Mundhöhle.
Seinen Aufenthalt in Amerika hat er mit verschiedenen Blättern
namens "New York" dokumentiert. Bei den Tuschezeichnungen wühlt
natürlich der FBI, glühen Revolver, werden Köpfe
verformt - Klischees, die allmählich nerven.
Leider verdient sich Fischer-Arts Kunst immer mehr den Ruf, schrille
Agitation mit reduzierten Denkvorgaben zu sein.
Jürgen Henne
Bis 2. Februar zu sehen in der Galerie Hotel Leipziger Hof, Hedwigstraße 13, Mo bis Fr, 9-13 Uhr und 16-18.30 Uhr sowie nach Vereinbarung. Zur Finissage am 2. Februar gibt's 19 Uhr ein Galeriegespräch u. a. mit Fischer-Art und Klaus Werner.