leipzigart  KUNSTJOURNAL


 

10 Jahre Kamera- und Fotomuseum

"Verbotene Fotos" von Peter Langner

 

Zum 10. Jahrestag des Bestehens des Kamera- und Fotomuseums soll der Gründer des Museums, der 1994 verstorbene Fotograf und Kamerahistoriker Peter Langner, geehrt werden. Im umfänglichen fotografischen Werk Peter Langners, das noch gesichtet und gesichert werden muß, nimmt der Zyklus "Kirchhofstraße 9 - Geschichte eines Hauses" eine Schlüsselposition ein. Die SED-Bezirksleitung Leipzig drohte Peter Langner Strafverfolgung für die Veröffentlichung dieser Fotos an.

Die vielschichtig angelegte sozialkritische Studie zeichnet sich einerseits durch Einfühlungsvermögen in das tragische Schicksal der Protagonisten, eines am Abgrund der Gesellschaft lebenden älteren Paares aus, andererseits besticht sie durch ihre klare und eindringliche Bildsprache auf höchstem künstlerischen Niveau. Außerdem ist sie, Mitte der 70er Jahre entstanden, ein erschütterndes Dokument des sich anbahnenden Konkurses der DDR.

Von Peter Langner selbst als Buch konzipiert, war "Kirchhofstraße 9" seit Ende der 70er Jahre in Intellektuellenkreisen wohlbekannt. Jede Form der Veröffentlichung wurde jedoch von höchsten Funktionären strikt unterdrückt. Das Kamera- und Fotomuseum will die Fotografien, die größtenteils als vintage prints erhalten sind, erstmals einer breiten Öffentlichkeit vorstellen.

Peter Langners "Verbotene Fotos" machen einmal mehr deutlich, daß die künstlerische Qualität in der Fotografie wie ein Katalysator wirkt. Erst durch sie tritt der Charakter der Fotografie als Zeitzeugnis deutlich in Erscheinung.

Die Ausstellung im Kamera- und Fotomuseum Leipzig in der Mölkauer Gottschalkstr. 9 ist vom 21. August bis zum 31. Oktober 1999 mittwochs, samstags und sonntags jeweils von 13 - 17 Uhr geöffnet.

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