leipzigart  KUNSTJOURNAL


 

11. LEIPZIGER BILDERMESSE IN DER GLOBUS GALERIE LEIPZIG

"Venus von Willendorf" - die weibliche Edelerscheinung der Altsteinzeit aus Kalkstein präsentiert gutgelaunt ihren Oberkörper mit grandiosen Geschlechtsmerkmalen. Auf Vasen der griechischen Antike agieren männliche Figuren, denen eher das eigene Geschlecht am Herzen liegt. Und bei gemalten Liebesgärten und Badehäusern aus späteren Jahrhunderten dürfte Prüderie nicht die einzige Lebensform gewesen sein. Oft sind diese Werke mit Fruchtbarkeitsriten, mythologischen Themen und anderen Inhalten verbunden. Doch zeigen sie, daß die Darstellung von Erotik so alt ist wie die Fähigkeit des Menschen, sich selbst abzubilden.

Die GLOBUS GALERIE hat ihre 11. Bildermesse bis zum 17. Dezember gleichfalls der erotischen Kunst gewidmet. Dabei ist die Qualität der Arbeiten ähnlich breit gefächert wie die Behandlung des Themas. Während bei Tatiana Petkovas großartigen Radierungen exhibitionistische Freuden nicht verdrängt werden, sucht Rosemarie Würth, weniger großartig, entsprechende Körperformen bei Obst und Gemüse. DDR-Altmeister Willi Sitte illustriert Ovids Liebeskünste. Er formt gewohnt voluminöse Körper, bei deren sexuellen Sondereinsätzen sich fast die Buchdeckel wölben. Sieghard Gilles Akteure neigen zur Selbstbetastung, Michael Kunerts Ensemble schließt Aggressivität nicht aus und Stefan Voigt gelingen bemerkenswerte Übermalungen von Aktfotos. Volkstümliche Akzente der Ausstellung bietet z.B. Ingrid Goltzsche, die Leda und Zeus als göttlichen Schwan scheinbar am See in Kulkwitz plaziert hat. Auch die Postertruhe aus DDR-Zeiten wurde gesichtet. Neben Männern mit befriedigend maskuliner Grundausstattung erheitert vor allem Werner Rollows Napoleon, dessen Hand sich seinem kaiserlichen Gemächt nähert. Das Angebot unterschiedlicher Handschriften scheint endlos. Ein Höhepunkt sind zweifellos die Lithographien von Svea Gustavs, locker und doch zwingend in die Fläche gesetzt. Die Arbeiten von Harry Jürgens sollte man dagegen zügig hinter sich bringen.

Die Fotografie wird von Stefan Hoyer angemessen vertreten. Vielleicht fehlen diesen Bildern etwas die schrägen Töne. Doch zeigen sie das Gespür für sensibel abgelichtete Details, für edle Nuancen bei Licht und Schatten.

Feingeister können bei dieser Ausstellung ebenso zu ihrem Recht kommen wie Anhänger einer vergröberten Erotik. Deshalb sollte man dieses weihnachtliche Angebot nutzen.

Jürgen Henne

Globus Galerie, Gohlis Arkaden; Mi-Fr 14-18 Uhr, bis 17. Dezember 1999.

MEHR INFORMATIONEN: http://members.aol.com/globusart

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