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KUNSTJOURNAL
30. SÄCHSISCHES DRUCKGRAFIK.SYMPOSION IM CORNA-MODUS
Schwarze Kunst ohne Publikum
Jost Braun
Kurz vor Weihnachten 2020 verschickte das Künstlerhaus Hohenhossig an Presse und Graphikfreunde eine E-Mail mit der Einladung zur Betrachtung eines Kurzfilms, welcher eine im Leipziger Opernhaus geplante öffentliche Vernissage der Ausstellung von Arbeitsergebnissen des 30. Symposions virtuell ersetzen sollte. Obgleich sich die Protagonisten viel Mühe machten, alles so wie immer erscheinen zu lassen - mit Ansprache zur Ausstellungseröffnung, Musikanten, Vorstellung der Graphiken aller Teilnehmer des Symposions und Dank an die Sponsoren - kommt beim Rundumblick in den menschenleeren Saal mit karierten Säulen auf glänzendem Parkett, goldrandigen Wandverzierungen und Kronleuchtern über schweren schwarzen Flügeln keine rechte Eröffnungsstimmung auf.
Erst wenn die Videokamera das eigene Näherrücken an die im weiten Raum ängstlich verloren und klein wirkenden Bilderrahmen ersetzt, welche nicht recht zwischen die protzig-neoklassizistische Innenausstattung passen wollen, erfreuen endlich handwerklich solide und künstlerisch spannende Details die Sinne. Frische Druckgraphiken, entstanden in Rösslers Werkstatt, zeigen eine phantasievolle Vielfalt bildnerischer Möglichkeiten, mit der originalgraphischen Technik der Radierung Geschichten zu erzählen.
Besonders beeindrucken die filigran-spannungsreichen Waldstücke von Chris van der Veken (Antwerpen), welche nicht zuletzt die Erinnerung an innige, eigene Naturbeobachtungen während zahlreicher Wanderungen und Spaziergänge im Corona-Lock-Down wecken.
Sarah Deibele (Halle) erfreut mit schrägen Perspektiven und vergnüglichen Motiven in ästhetischer Spannung zwischen Flächen, Linien und Strukturen.
Auch Robert Schmiedel (Leipzig) beherrscht die Technik der Radierung und zelebriert schöne graphische und erzählerische Details.
Die Blätter von Susanne Smajic (Konstanz) überzeugen, wenn sich die Dynamik und der Zauber des dargestellten Tanzes in den Duktus der Zeichnung überträgt und das Liniengefüge ein schwungvolles Eigenleben präsentiert.
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